Freitag, 9. Mai 2008
Wohnung suchen!
saks, 22:50h
Ein neues Zuhause, ein altes verlassen. Auf zu neuen Ufern. An ihnen wartet das älterliche Ehepaar Lauber, denen man ansieht, dass das erste Laub längst gefallen ist. Er ist bewaffnet mit Kugelbauch und traurig dreinblickenden blauen Augen und Frau Lauber schmückt sich mit henna – gefärbten Haaren und umso unauffälligeren Gesichtszügen, die einen durchdringend mustern. Denn schließlich dringen meine Freundin und ich in ihre Privatsphäre ein, weil unsere möglichen lauberischen Vermieter unter uns wohnen würden. Sie zeigen uns die Zimmer, feixen, schauen sich hin und wieder an, erklären, was alles repariert wurde, die Rollläden und der Boden wurde ganz neu gemacht und machen auf die Vorzüge der Wohnung aufmerksam. Einkaufsmöglichkeiten seien ganz in der Nähe, und öffentliche Nahverkehrmittel ebenfalls. Aber besonders weisen sie uns auf die ruhige Lage hin, abseits der großen Strassen, denn das ist hier eine Sackgasse, betont Herr Lauber mit mildem Lächeln, und nicht zu vergessen sind die weitläufigen städtischen Grünanlagen, die sich am Ende der Strasse sich mietfrei ausbreiten. Während wir die Wohnung begehen und den Ausführungen lauschen, scheint uns Frau Lauber mit ihren Augen zu durchleuchten. Wer wir wohl seien, ob wir wohl in der Lage seien, die Wohnung bezahlen zu können, ob wir keine Jurastudenten seien, die mit dem Mietrecht verheiratet sind, ob wir keine Drummer in Death Metal Bands sind, deren Proben mangels eines Probenraums zu Laubers Tagesschau und anschließender Berieselung durch Florian Silbereisen, für den Frau Lauber eine heimliche Leidenschaft hegt, stattfinden. Kurz, ob wir uns als liquide, ruhige und unproblematische Mieter herausstellen. All diese Fragen dachte Frau Lauber nicht nur, sondern stellt sie auch. Meine Freundin und ich können ihre Bedenken beruhigen, da wir Mittelstandskinder von bereits in die wohlverdiente Rente entlassenen Beamten sind. Ein fast inneres Aufatmen ist auf ihrem Gesicht zu sehen, worauf sie von ihren Erfahrungen von Wohnnomaden berichtet, die in zahllosen Fernsehberichten und natürlich in den Rundbriefen des Mieterbundes, soliden moralischen Menschen eine Zornesfalte aufs Gesicht treiben muss. Früher ging die Familie Lauber mit dem Vermieten ihrer Wohnungen eher sorglos um, allerdings seit diese Familie…, Frau Lauber hatte vor lauter Ärger und Zorn schon den Namen vergessen, schauen sie sich ihren künftigen Mieter viel genauer an, bzw. bestehen auf Bürgschaften oder Einkommensnachweisen. Sie sind offensichtlich aus guten Familien, nickte Frau Lauber uns aufmunternd zu. Herr Lauber fügte stolz zu, das sie beide, er blickte mit einem milden Lächeln seine Frau an, seit 37 Jahren verheiratet sind, als müsse man heutzutage besonderen Respekt angesichts der vielen Jahren haben. Auf meine Frage, was denn in diesem Haus unsere Mitbewohner wären, führte mich Herr Lauber zum Klingelbrett am Eingang, und zeigt auf ausschließlich deutsche Namen. Er nickte vielsagend, als wolle er mir bedeuten, schauen sie nur her, so ordentlich halten wir es hier. Ich nickte ebenso nichtssagend, zwang zu einem schiefen Lächeln und rollte insgeheim die Augen.
Diese Wohnung nahmen wir nicht, was weniger mit der Wohnung als mit den lieben Vermietern zu tun hatte.
Was einem so alles bei der Wohnungssuche begegnet:
1-efd6392033006037 (jpg, 17 KB)
Diese Wohnung nahmen wir nicht, was weniger mit der Wohnung als mit den lieben Vermietern zu tun hatte.
Was einem so alles bei der Wohnungssuche begegnet:
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